Ausschluß für Inter Erbach

Letzter Denkzettel für Inter Erbach - B-Ligist wird als Wiederholungstäter für sechs Monate gesperrt – Ein Jahr Sperre für Öcer

Fußball-B-Ligist Inter Erbach wird wegen des durch Tätlichkeiten herbeigeführten Spielabbruchs (16. Spieltag) gegen den TSV Bullau für die Dauer von sechs Monaten vom Punktspielbetrieb der Odenwälder Fußball-B-Liga ausgeschlossen. Der Kreisrechtsausschuss unter dem Vorsitz von Wolfgang Altmeyer (Zell) mit den Beisitzern Karl Geyer (Michelstadt) und Wilhelm Paulus (Steinbach) verhängte in der Verhandlung am Freitagabend in Zell die laut Satzung des Hessischen Fußballverbands (HFV) höchstmögliche Sperrfrist, die ab dem heutigen Montag in Kraft tritt.

Außerdem muss der türkische Klub eine Geldstrafe in Höhe von 200 Euro zahlen. Der für die vorzeitige Beendigung der Partie maßgeblich verantwortliche Inter-Spieler Erkan Öcer bleibt bis zum 3. November 2003 gesperrt. „Da es sich beim Verein Inter Erbach um einen Wiederholungsfall handelt“, so Wilhelm Paulus, „musste der Ausschuss den Rahmen der Sanktionierungsmöglichkeiten voll ausschöpfen.“

Hintergrund dieses Urteils waren die Vorkommnisse am 3. November, als der Vergleich zwischen Inter Erbach und dem TSV Bullau vom Unparteiischen Günter Weidenauer aus Bürstadt beim Stand von 3:2 für die Gästelf wegen tumultartiger Szenen auf dem Spielfeld in der 75. Minute abgebrochen wurde. Die Eskalation dieser – zumindest in der ersten Halbzeit weitgehend friedlichen – Partie nahm ihren Lauf, als der türkische Akteur Erkan Özer nach einem tätlichen Angriff auf seinen Gegenspieler Florian Schwöbel in der 68. Minute die rote Karte gezeigt bekommen hatte und beim Verlassen des Platzes dem am Boden liegenden Bullauer Stürmer mit voller Absicht auf den Oberschenkel trat.

Daraufhin gerieten die Spieler beider Teams in heftige Auseinandersetzungen, zudem stürmten Zuschauer und Betreuer das Feld, so dass der Schiedsrichter die Partie beim Stand von 2:3 aus Sicht von Gastgeber Inter abbrechen musste. Wie Günter Weidenauer dem Ausschuss erklärte, waren auch die beiden Teamkapitäne in die Streitigkeiten verwickelt. „Ich sah mich daher außerstande, den in Handgreiflichkeiten ausgearteten Zwist zu schlichten und die Partie in geordneten Bahnen fortzusetzen. Da sich die Fronten derart verhärtet hatten, konnte ich es nicht verantworten, das Spiel wieder anzupfeifen. Somit blieb mir keine andere Möglichkeit, als nach mittlerweile 75 vergangenen Minuten den Schlussstrich zu ziehen.“

Zu den auslösenden Momenten für das unrühmliche Ende des B-Liga-Spiels nahmen die Beteiligten naturgemäß unterschiedliche Positionen ein. Beide Seiten bezichtigten sich gegenseitig unablässiger verbaler Entgleisungen. In der Halbzeitpause verständigten sich Michael Olt von Inter und TSV-Vorsitzender Jürgen Sattler darauf, beruhigend auf die erhitzten Gemüter einzuwirken, um ein Überkochen der Emotionen zu verhindern – jedoch ohne Wirkung. Günter Weidenauer: „Spätestens nach dem Treffer der Bullauer zum 2:2 häuften sich die Nickligkeiten und die Härte der Fouls nahm zu. Ich musste etliche gelbe Karten verteilen, dennoch drohte die Partie mit fortschreitender Spieldauer zu kippen.“ Zum eigentlichen Knackpunkt kam es, als der TSV Bullau durch einen in der 68. Minute verwandelten Freistoß 3:2 in Führung gegangen war. Michael Olt dazu: „Die Bullauer liefen in ihre Hälfte zurück, nur nicht der Spieler mit der Rückennummer sechs, der offenbar noch eine bissige Bemerkung an seinen Kontrahenten loswerden musste.“ Der Schiedsrichter verwarnte den angesprochenen Florian Schwöbel auch postwendend mit der gelben Karte. Für Inter-Verteidiger Erkan Öcer reichte diese Ahndung augenscheinlich nicht aus. Er streckte Schwöbel mit einem Fausthieb gegen den Oberkörper nieder. Weidenauer zeigte daraufhin dem türkischen Spieler die rote Karte. Da mehrere Beobachter die Szene in nahezu gleicher Weise geschildert hatten, konnte sich der Ausschuss auch ohne die Aussage des direkt betroffenen Florian Schwöbel, den eine Erkrankung am Erscheinen hinderte, einen recht genauen Eindruck vom Ablauf der Ereignisse verschaffen. Öcer indes erklärte in der Verhandlung über seinen Dolmetscher, er habe Schwöbel lediglich kräftig am Trikot gepackt, „und der ließ sich theatralisch fallen. Außerdem bin ich dauernd beleidigt und beschimpft worden. Da hatte sich eine Menge Wut in mir aufgestaut“. Den nachfolgenden Tritt gestand Erkan Öcer allerdings unumwunden ein und zeigte sich reuig. „Ich habe im Affekt gehandelt. Das war unentschuldbar, ich hätte niemals zutreten dürfen.“ Imran Salman, Auswechselspieler bei Inter, beschrieb die Ursache für das Fehlverhalten seines Mannschaftskameraden als gezielte Provokation durch den TSV-Angreifer, um eine weitere zahlenmäßige Dezimierung der Platzherren zu erzwingen, die bereits in der 53. Minute einen Feldverweis (Gelb-Rot) hatten hinnehmen müssen. Diese Einschätzung erschien dem Rechtsausschuss allerdings nur schwerlich nachvollziehbar.

Das von Wolfgang Altmeyer verkündete Urteil nahmen die Vertreter von Inter Erbach ohne Einschränkung an. Es beinhaltet auch, dass die Partie gegen Bullau mit 2:3 gewertet wird und Inter alle Spiele während der Sperre mit 0:3 gewertet bekommt. Altmeyer abschließend: „Das Strafmaß war durchaus angemessen. Nach allem, was wir heute Abend gehört haben, wollte das Gremium aber von einem Antrag über einschneidendere Strafmaßnahmen an den HFV absehen und es bei der befristeten Sperre von Inter Erbach belassen. Ich hoffe, Spieler und Verantwortliche des türkischen Klubs, der um einen gänzlichen Ausschluss aus dem Verband herumgekommen ist, haben aus der Sache gelernt und werden die gleichen Fehler nicht noch einmal begehen.“